Handwerk & Handel

Zunehmende Ernten und gute Viehbestände ließen es zu, dass sich einzelne Personen auf ein Handwerk spezialisieren konnten. Dadurch wurde ein Handel mit Waren ermöglicht.

Wichtige Handelswege im 7. und 8. Jahrhundert.
Wichtige Handelswege im 7. und 8. Jahrhundert.

Eine der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters war die via regia (Königsweg/Königsstraße). Ihr genauer Verlauf im Gebiet Darguns ist nicht belegt. Vermutlich führte sie durch das damals moorige Röcknitztal. Eine Untiefe im Darguner See könnte ein Hinweis auf den alten Straßenverlauf sein. Die via regia war keine Straße im heutigen Sinn, sondern eher ein Feldweg. Sie verband die westlichen Zentren mit denen der Odermündung und der Kiever Rus und führte zur weiteren Entwicklung des Standortes Dargun.

Die Zirzipanen handelten mit Vieh, Getreide, Honig, Wachs, Pelzen und Sklaven.

 

Jano und Jelas Familie hatte sich auf das Töpfern spezialisiert. Sie besaßen eine handbetriebene Töpferscheibe und einen Brennofen.

 

"Unsere Keramik erkennst du an den Linien und Wellen, die wir vor dem Brennen einrizten."

 

Andere Handwerker fertigten Textilien aus Wolle und Flachs. Es gab Holzbearbeiter, die Fässer, Löffel, Räder und auch Spielzeug herstellten. Eisenschmelzer und Schmiede sorgten für langlebige Werkzeuge wie Äxte und Sägen, stellten aber auch Waffen her. Besonders hoch angesehen waren die Feinschmiede.


Handelsbeziehungen mit nah und Fern

Dass die Slaven Handel betrieben gilt als relativ sicher, denn es wurden Waagen, Gewichte und Hacksilber (Zahlungsmittel) gefunden.

Das vorherrschende Zahlungsmittel vom 9. bis zum 12. Jh. war im Ostseeraum das Silber. Dabei war ausschließlich das Gewicht, also die reine Materialmenge, entscheidend. So kam es, dass z.B. Schmuckstücke zerteilt (zerhackt) wurden, um sie in kleineren Mengen als Zahlungsmittel nutzen zu können. Außerdem wurden, bereits schon zur Zeit der Zirzipanen arabische Dirham nachgewiesen. So weit reichen die Handelsbeziehungen (teils über Zwischenstationen) schon.

Hacksilberfund (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)
Hacksilberfund (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)
Gewichte, gefunden in Basedow (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)
Gewichte, gefunden in Basedow (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)

Zum Abwiegen des Silbers kamen seit dem späten 9. Jahrhundert genormte Feinwaagen und Gewichte auf.

 

Je nach Region konnten aber z.B. auch feine Tücher, eiserne Geräte, barrenförmige Äxte (Axtbarren) oder Perlen aus Halbedelsteinen als Zahlungsmittel dienen.

Perlen dienten als Handelsgut. Waren Sie wertvoll, konnten sie auch als Zahlungsmittel eingestzt werden. (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)
Perlen dienten als Handelsgut. Waren Sie wertvoll, konnten sie auch als Zahlungsmittel eingestzt werden. (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)

Was kostete eine Kuh?

Mit den Feinwaagen konnte bereits kleinste Mengen von Silber abgewogen werden. Das ermöglichte eine recht exakte Berechnung von Preisen. Für Eine Kuh mussten wir Slaven etwa 100 g Silber bezahlen.

 

Werte einiger Güter:

~ 1 ½ Mark Silber = 300 g = Pferd = Sklave

~ 1 Mark = 200g = Sklavin

~ 125 g = Schwert = Ochse

~ 100 g = ½ Mark = Kuh

 

Export

  • Pelze von Zobel, Hermlin, Marder, Fuchs, Bieber und Eichhörnchen
  • Honig und Wachs (für Kerzen)
  • Pferde
  • Leder
  • möglicherweise Getreide und Lebensmittel (schwer nachweisbar)

Import

  • Wetzsteine aus Eidsborg-Schiefer
    (Import aus Norwegen)
  • Dreilagenkämme
    (wenn Kammherstellung nicht nachweisbar)
  • Viele Waffen- und Rüstungsbestandteile
    = Fremdgüter → eher Gabe da einzeln
  • Spinnenwirtel aus Meerschaum
  • Sklaven
  • Kostbare Stoffe aus Seide und Brokat
  • Perlen aus Glas, Halbedelsteine, Bergkristalle
  • Gewürze
  • Silbergefäße
  • byzantinische Keramik
  • Fränkische Schwerter → Luxusgüter
  • Speckstein, Wetzstein Rohmaterial, Sandstein-Spinnwirtel, Spinnwirtel aus rosarotem Orručer Schiefer und Kieever Toneier
  • Rohlinge für Mühlsteine aus Mittelgebirge Sachsens und Schlesiens

Kämme aus der Slawenzeit. Fundort: Glienke (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)
Kämme aus der Slawenzeit. Fundort: Glienke (Foto: S. Suhr, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege)